Ausländische Arbeitskräfte – Unerlässlich für den deutschen Arbeitsmarkt

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Pia Lommetz, LL.M.

Associate
Deutschland

Als Rechtsanwältin im Bereich Internationales Arbeitsrecht in Düsseldorf berate ich in- und ausländische Mandanten in allen Bereichen des individuellen und kollektiven Arbeitsrechts.

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung belegt, dass der deutsche Arbeitsmarkt auf Migration und ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist.

Die Zuwanderung ausländischer Staatsangehöriger ist mit Blick auf die am 23. Februar 2025 stattfindende Bundestagswahl Zentrum der politischen Diskussion. Zuletzt hatte Ende Januar die Union versucht, ihr Zustrombegrenzungsgesetz durch den Bundestag zu bringen und ließ sich dabei erstmalig von der AfD unterstützen. Der Entwurf sah unter anderem vor, Asylsuchende an den deutschen Grenzen zurückzuweisen und den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte zu verbieten. Der Bundestag lehnte das Gesetzesvorhaben nach langer Diskussion in der dritten Lesung ab.

Mit dem Versuch, Migration in Deutschland stärker zu reglementieren, reagiert die Union – neben anderen Parteien – auf die steigende Skepsis vieler Bürger:innen hinsichtlich der negativen Auswirkungen von Migration nicht nur auf die die öffentliche Sicherheit, sondern auch auf die deutsche Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. 

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung macht jedoch deutlich, dass die Skepsis unbegründet ist. Sie belegt, dass der deutsche Arbeitsmarkt auf Zuwanderung angewiesen ist. Die Kernaussage der Studie: Ohne Zuwanderung ausländischer Staatsangehöriger sinkt die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland bis 2040 um 10 Prozent. Die Zuwanderung von internationalen Arbeitskräften, vor allem aus Drittstaaten, ist damit von wesentlicher Bedeutung. 

Kubis/Schneider Zuwanderung und Arbeitsmarkt – Eine Analyse für Deutschland und die Bundesländer, Bertelsmann Stiftung.

Deutscher Arbeitsmarkt braucht Zuwanderung 

Die am 25. November 2024 veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung „Zuwanderung und Arbeitsmarkt“ zeigt auf, dass „Deutschland trotz der hohen Zuwanderung der letzten Jahre weiter auf Migration angewiesen ist, damit der Arbeitsmarkt nicht in eine Schieflage gerät und das Erwerbspersonenpotenzial aufrechterhalten werden kann‘‘. (Kubis/Schneider Zuwanderung und Arbeitsmarkt – Eine Analyse für Deutschland und die Bundesländer, Bertelsmann Stiftung, S. 4.)

Das Erwerbspersonenpotenzial beschreibt hierbei das Angebot an Arbeitskräften in Deutschland. Ohne Migration, würde dieses Angebot bis 2040 um 10 Prozent und bis 2060 sogar um 25 Prozent sinken. Besonders betroffen sind hierbei die östlichen Bundesländer, vor allem Sachsen-Anhalt und Thüringen. Grundsätzlich werden jedoch sowohl bis 2040 als auch bis 2060 ausnahmslos alle Bundesländer von einem erheblichen Rückgang des Arbeitskräfteangebots betroffen sein. 

Um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, wäre bis 2040 eine jährliche Nettozuwanderung von etwa 290.000 Personen erforderlich. Dies umfasst die Zahl der zugewanderten Personen abzüglich der abgewanderten Personen. Ein rückläufiges Erwerbspersonenpotenzial könnte in Deutschland zu einer wirtschaftlichen Stagnation führen.

Auch eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit stützt die Ergebnisse der Studie. Im Jahr 2023 stellten deutlich mehr Personen einen Asylerstantrag als im Jahr zuvor. In eben diesem Jahr trugen ausländische Staatsangehörige das Beschäftigungswachstum allein und kompensierten somit den Rückgang der Beschäftigung deutscher Staatsangehöriger. 

(Statistisches Bundesamt, Berichte Arbeitsmarkt kompakt – Ausländische Arbeitskräfte am deutschen Arbeitsmarkt, Nürnberg., Februar 2024.)

Studie bildet die Realität vieler Arbeitgeber:innen ab

Die Studie der Bertelsmann-Stiftung prognostiziert Szenarien, die viele Arbeitgeber:innen, insbesondere in der Pflege-, Gastronomie-, und IT-Branche, bereits jetzt spüren. In diesem Zusammenhang werden in der Wirtschaft vermehrt Stimmen laut, die die Unverzichtbarkeit ausländischer Fachkräfte unterstreichen. So plädierte beispielsweise der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA), Bertram Kawlath: „Um unsere Unternehmen am Laufen zu halten, brauchen wir mehr Arbeitskräfte auch aus dem Ausland‘‘. Gefordert werden von Unternehmen und Arbeitgeber:innen vor Allem einfachere und effizientere Anwerbungsmethoden, die Erleichterung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und den Abbau bürokratischer Hemmnisse.

Den Forderungen steht die aktuelle politische Debatte und die stärkere Reglementierung der Migrationspolitik gegenüber. Es steht zu befürchten, dass sich die aktuellen politischen Diskussionen auf die Anwerbungsprozesse ausländischer Arbeitskräfte negativ auswirken und auf ausländische Arbeitskräfte abschreckende Wirkung hat.

Unterstützung und Förderprogramme für Arbeitgeber:innen

Zuwanderung ausländischer Staatsangehöriger ist für die deutsche Wirtschaft und Erhaltung des Wohlstands essenziell. Hierfür ist allerdings nicht nur erforderlich, dass Migration als solche erfolgt, in dem die rechtlichen Rahmenbedingungen hierfür geschaffen werden. Vielmehr gelingt Migration nur mit der erfolgreichen Integration zugewanderter Personen in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft. Um eine solche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt zu erreichen, stehen eine Vielzahl öffentlicher Förderprogramme und Beratungsangebote für Unternehmen und Arbeitgeber:innen bereit, die jedoch bislang zu wenig in Anspruch genommen werden.

Eines dieser Programme ist der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales zur Verfügung gestellte „Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten“. Dieses Förderprogramm richtet sich vor allem an Arbeitgeber:innen und bietet Möglichkeiten, Migration für sich als Chance zu nutzen. Unternehmen können auf diese Weise Unterstützung für verschiedene Weiterbildungs-, Qualifizierungs- und Sprachförderungsmaßnahmen erhalten. Hierzu zählt beispielsweise auch die Gewährung eines Eingliederungszuschusses.

Das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge zielt darauf ab, die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Es bietet Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen. 

Die von der Bundesregierung ins Leben gerufene Initivative "Make it in Germany" bietet daneben umfassende Informationen und Unterstützung für internationale Fachkräfte, die in Deutschland arbeiten möchten, sowie für Arbeitgeber:innen, die an der Einstellung ausländischer Arbeitskräfte interessiert sind.

  • Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Berichte: Arbeitsmarkt kompakt – Ausländische Arbeitskräfte am deutschen Arbeitsmarkt, Nürnberg, Februar 2024.

Arbeitgeber:innen können sich in diesem Zusammenhang überdies für Unterstützungsleistungen beim Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit melden, die Beratungsleistungen für die Anwerbung von Arbeits- und Fachkräften aus dem Ausland anbietet. Die Bundesagentur für Arbeit bietet neben diesem Beratungsangebot verschiedene Unterstützungsmaßnahmen, darunter finanzielle Anreize für die Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland und unterstützt bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.

Auch Arbeitgeberverbände engagieren sich im Bereich der Arbeitsmigration und -integration und können Arbeitgeber:innen unterstützen.

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