In den letzten Jahren kam es in der Lebensmittelindustrie zu einer Reihe von viel beachteten Produktrückrufen. Diese Vorfälle, die von kontaminierten Lebensmitteln bis hin zu nicht deklarierten Allergenen in Fertiggerichten reichen, zeigen, dass selbst die strengsten Qualitätskontrollsysteme versagen können. Kontaminationen können durch viele Faktoren verursacht werden, darunter unzureichende Kontrollen, defekte oder unzureichende Sensoren, unzureichende Erhitzung der Produkte und böswillige Einflüsse von außen, wie z. B. vorsätzliche Produktmanipulationen.
Die finanziellen Folgen gehen weit über die unmittelbaren Kosten für die Rücknahme der Produkte aus den Regalen hinaus. Zu diesen Kosten zählen entgangene Einnahmen, die Schädigung des Markenrufs und die kostspielige Wiederherstellung des Verbrauchervertrauens. Die Herausforderungen, mit denen Hersteller in solchen Situationen konfrontiert sind, sind vielfältig: Sie müssen die Ursache des Mangels identifizieren, den Reputationsschaden bewältigen und in schweren Fällen sogar um die Existenz des Unternehmens kämpfen.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Produktschutzversicherung auf dem deutschen Markt als unverzichtbares Risikomanagementinstrument für Hersteller etabliert. Solche Produktschutzversicherungen sind mehr als nur erweiterte Haftpflichtversicherungen, da sie vom haftungsbasierten Modell klassischer Produkthaftpflicht- und Rückrufversicherungen abweichen.
Typische deutsche Produktschutzversicherungen bieten Schutz vor den Folgen einer vorsätzlichen oder unbeabsichtigten Kontamination von Produkten. In einem ersten Schritt ist der Versicherungsfall jede unbeabsichtigte Produktverunreinigung, d. h. eine zufällige oder unbeabsichtigte Verunreinigung, Beschädigung oder falsche Kennzeichnung eines Produkts des Versicherungsnehmers infolge der Herstellung. Die Verunreinigung muss eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen oder in einigen Fällen auch von Tieren darstellen. Darüber hinaus wird in der Regel Versicherungsschutz gewährt, wenn das Produkt für den menschlichen Verzehr ungeeignet ist, unabhängig davon, ob es ein Gesundheitsrisiko darstellt. Produktschutzpolicen gehen jedoch in der Regel über diese Haftpflichtversicherungskomponente hinaus und schützen auch vor vorsätzlicher Produktverunreinigung oder angeblicher Verunreinigung durch Dritte, die darauf abzielen, den Versicherungsnehmer zu erpressen.
Jede Produktschutzpolice bietet mehrere Schadensersatzoptionen für verschiedene Ereignisse.
Zunehmend erweitern viele Versicherer ihre Dienstleistungen über das traditionelle Versicherungsangebot hinaus. Dazu gehören beispielsweise Beratung zu Präventivmaßnahmen, Qualitätsmanagementberatung und Rückrufplanungsdienste. Einige Versicherungsgesellschaften betreiben auch eine Notfall-Hotline, die in zeitkritischen Situationen den sofortigen Zugang zu fachkundiger Beratung gewährleistet. In einigen Fällen bieten sie sogar Konzepte und Lösungen für Lösegeldforderungen an.